Stadtbibliothek Gelsenkirchen eBibMedien. Das unzufriedene Volk

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Das unzufriedene Volk

Das unzufriedene Volk

Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute

Autor*in: Pollack, Detlef

Reihe: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft

Jahr: 2020

Sprache: Deutsch

Umfang: 232 S.

Verfügbar

Inhalt:
O-Ton: »Warum sollten die Ostdeutschen dankbar sein?« – Detlef Pollack im Gespräch bei der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur am 02.09.2020 O-Ton: »Sind Sie denn ein zufriedener Ostdeutscher?« – Detlef Pollack im Gespräch mit Julia Boeck beim taz Talk am 03.09.2020 O-Ton: »Wer oder was ist eigentlich das Volk?« – Detlef Pollack im Gespräch bei MDR Kultur Diskurs am 03.10.2020. 1. Warum ein Buch zu diesem Thema?Welche Bedeutung kam der Bevölkerung Ostdeutschlands im politischen Umbruch 1989/90 zu? Hat sie die friedliche Revolution aktiv mitgestaltet oder war sie nur ihr Profiteur? Sind die Ostdeutschen nach 30 Jahren in der bundesdeutschen Ordnung angekommen? Oder sind sie nach wie vor Bürger zweiter Klasse? Die kontroverse Vielfalt der Antworten auf diese Fragen zeigt, wie aktuell die Auseinandersetzung um die Rolle der ostdeutschen Bevölkerung von den 1989er Ereignissen bis heute noch immer ist.2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?Die Mehrheit der Ostdeutschen beurteilt ihre wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik positiv, ist zufrieden mit ihrem Leben, unterstützt die Demokratie, fühlt sich sozial anerkannt und möchte keinesfalls zurück zur DDR. Und sie wählt nicht AfD. Das Buch nimmt sich vor, den Blick von der sich lautstark beklagenden Minderheit, die – vertreten durch rechte und linke Wortführer – ihren Opferdiskurs pflegt, auf die leise Mehrheit der Ostdeutschen zu lenken.3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?Das Buch greift eine Reihe von soziologisch umstrittenen Forschungsfragen auf und untersucht diese am ostdeutschen Fall, etwa die Frage, ob eine Revolution politischer Führer bedarf, wie hoch die Beteiligung der Massen sein muss, um eine gesellschaftliche Ordnung zum Einsturz zu bringen, wie stark im untergegangenen System erworbene Mentalitäten weiterwirken, inwieweit sich der Aufstieg des rechten Populismus ökonomisch erklären lässt und welche Rolle kulturelle Anerkennungsprobleme dabei spielen.4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?Am liebsten wären mir theoretisch versierte Kolleginnen und Kollegen aus der Soziologie und der Politikwissenschaft, die in der Lage sind, die richtigen Frage zu stellen: Fragen, die dazu herausfordern, im Lichte theoretisch inspirierter Einsichten über die gewonnenen empirischen Befunde noch einmal nachzudenken. Am wenigsten reizt es mich, im kleinen Kreis der DDR-Forschung zu bleiben, denn eine Person, die ihr gesamtes wissenschaftliches Leben mit der DDR verbracht hat und mit ihrem Gegenstand eng verwoben ist, steht in der Gefahr, von ihren persönlichen Überzeugungen nicht abrücken zu können.5. Ihr Buch in einem Satz:Das Volk, was auch immer das sein mag, ist ein unterschätzter Akteur. Es lohnt sich, ihm aufs Maul zu schauen. Ostdeutsche stilisieren sich im öffentlichen Diskurs gern als Opfer der deutschen Einheit. Tatsächlich haben sie sich aber von der friedlichen Revolution bis heute als mächtiger politischer Akteur erwiesen. So ging im revolutionären Umbruch von 1989 die Dynamik nicht von der kleinen Schar der Bürgerrechtler und Bürgerrechtlerinnen aus, sondern von der Bevölkerung. Und heute beherrscht die ostdeutsche Bevölkerung durch ihr Wahlverhalten und nicht zuletzt durch ihren Opferdiskurs die öffentlichen Debatten. Am ostdeutschen Protestverhalten lässt sich begreifen, wie sich eine Bevölkerung zum Volk konstituiert - unter den Bedingungen einer Diktatur - und wie in der Demokratie die kollektive Selbstermächtigung zum Ressentiment verkommt.
Biografie:

Detlef Pollack, geb. 1955, lehrt Religionssoziologie an der Universität Münster und ist dort stellvertretender Sprecher des Exzellenzclusters »Religion und Politik«. Nach seinem Studium und der Promotion in Leipzig habilitierte er sich an der soziologischen Fakultät in Bielefeld und hatte Professuren in Leipzig, Frankfurt/Oder und New York inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neben der Religionssoziologie die politische Kultur im wiedervereinigten Deutschland und die Demokratisierung in Ostmitteleuropa.

Titel: Das unzufriedene Volk

Reihe: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft

Autor*in: Pollack, Detlef

Verlag: transcript Verlag

ISBN: 9783732852383

Kategorie: Sachmedien & Ratgeber, Gesellschaft, Sozialwissenschaft

Dateigröße: 1 MB

Format: ePub

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